Translation © Robert W. Eshbach, 2013


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Joseph Joachim to Franz Liszt [i]

                                                                        Düsseldorf, August 2, 1856

Dear Liszt,

            Frau Schumann has entrusted me with the solemn duty of informing her friends of the shocking loss that has struck her; to tell them of Schumann’s passing. One of my first thoughts was that you, who already in the early days stood in artistic and friendly relations with the now-deceased master would receive the news with particular sympathy — for even though you were destined, by external as well as internal experience, to take different paths in life — even though you had mutually expressed this — still I am certain that no one possesses the power and the will to understand more clearly, or to sense more beautifully, the full worth of the man who has sadly been taken from us than you in this solemn moment.

You will surely be sorry that you were not able, as I was, to pay your last respects to the master’s remains when he was interred on Thursday in Bonn. It would not have been in keeping with the spirit of the composer, who preferred to wrap himself in the most personal, inward, sacred thoughts, to advertise the day of his burial for his friends and admirers in the papers; yet, many sympathizers followed his body to Bonn. It was carried to its resting place by artists and art-lovers, and buried near the earthly remains of Niebuhr and Schlegel.

Frau Schumann returned here yesterday; the closeness of her family and of Brahms, whom Schumann loved as a son, comforts the noble woman, who even in her deepest grief is to me a noble example of strength and resignation. I will probably stay a few more days here in Düsseldorf, and count on receiving soon the letter from you that Dr. Pohl promised, for which I thank you in advance, and which I hope to answer directly.

With sincere respect

Joseph Joachim


 

Joseph Joachim an Franz Liszt

                                                                        Düsseldorf am 2ten August 1856

Verehrter Liszt!

            Es wird mir von Frau Schumann die ernste Pflicht übertragen, die Freunde von dem erschütternden Verlust, der sie betroffen, zu benachrichtigen; ihnen das Hinscheiden Schumann’s anzuzeigen. Daß Du, der in frühen Tagen schon in künstlerischer und freundlicher Beziehung zu dem entschlummerten Meister gestanden, die Kunde besonders theilnehmend hören würdest, war einer meiner ersten Gedanken — denn mag auch Schicksal: äußere wie innere Erfahrung die Wege von Euch beiden gerade verschieden im Leben gestaltet haben, ja mögt Ihr das gegenseitig ausgesprochen haben, — mir ist doch gewiß, daß Niemand den vollen Werth des leider uns entrückten Mannes reiner zu verstehen, schöner zu empfinden Macht und Willen hat, als Du in diesem ernsten Moment.

            Sicherlich thut es Dir leid, daß es Dir nicht gegönnt war wie mir, der Hülle des Meisters die letzte Ehre zu erzeigen, als sie Donnerstag in Bonn bestattet wurde. Es war nicht im Sinn des Componisten, der sich vorzugsweise in die eigensten innerlich heiligen Gefühle versenkte, den Freunden und Verehrern den Tag des Begräbnisses in öffentlichen Blättern bekannt zu machen; doch folgten viele Mitempfindende der Leiche nach Bonn. Sie ward von Künstlern und Kunstliebhabern der Ruhestätte entgegengetragen, den irdischen Resten Niebuhr’s und Schlegel’s nahe begraben.

            Frau Schumann ist gestern hierher zurückgekehrt; die Nähe der Ihren und des gleich einem Sonne von Schumann geliebten Brahms gewährt der edlen Frau Trost, die selbst im tiefsten Schmerz mir ein edles Beispiel gottergebener Kraft erscheint. Ich bleibe wohl noch einige Tage hier in Düsseldorf und rechne darauf, ein von Dr. Pohl mir versprochenes Schreiben von Dir bald zu erhalten, für das ich im Voraus danke, und das ich bald zu beantworten hoffe.

                                    In herzlicher Verehrung

                                                Joseph Joachim


[i] Joachim/BRIEFE I, pp. 359-360. The holograph of this letter is in the Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller- Archiv, GSA 59/ 19,15