Allgemeine Musikalische Zeitung, Vol. 47, No. 47 (November 19, 1845) pp. 838-839.

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Joseph Joachim’s first performance of the Mendelssohn Concerto, and the third performance of the work outright. For a description of the events surrounding this concert, see here.

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           Frau Dr. Clara Schumann had wished to gratify the public with the performance of Henselt’s new pianoforte concerto, which she played in the first Gewandhaus concert. She was unfortunately frustrated in this intention by an illness, and the young violinist J. Joachim from Vienna (we should now properly say: from Leipzig) stood in for her, presenting the beautiful violin concerto in E by Mendelssohn Bartholdy and David’s Grand Variations on Schubert’s “Lob der Thränen.” The young virtuoso — and he is more than that — has already been recognized for his merits in these pages, and we, too, must declare ourselves in agreement, that he is on the path of attaining the highest artistic perfection. More than his proficiency and security, which is equal to every technical difficulty — more than his pure-as-gold intonation and his outstandingly beautiful tone — his characteristically true, deeply felt presentation — the intellect — the poetic spirit — and that at his youthful age, surprised us doubly. In any case, one can predict for him an important career, especially since he appears to have entirely retained his modesty in spite of all the recognition that has come his way. . . .   

                                                                                        Wise.

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           Frau Dr. Clara Schumann hatte das Publikum mit dem Vortrage des neuen Henselt’schen Pianoforteconcertes erfreuen wollen, das sie im ersten Gewandhausconcerte in Leipzig zu Gehör gebracht. Leider verhinderte eine Krankheit sie an Ausführung dieses Vorsatzes, und es trat dafür der junge Violinspieler J. Joachim aus Wien (wir sollten jetzt eigentlich wohl sagen: aus Leipzig) ein, der uns das schöne Violinkonzert Mendelssohn

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Bartholdy’s in E, und David’s grosse Variationen über das “Lob der Thränen” von Schubert vortrug. Der junge Virtuos — und er ist mehr, als das — ist in diesen Blättern schon nach Verdienst gewürdigt worden, und auch wir müssen uns einverstanden erklären, dass er der höchsten künstlerischen Vollendung entgegenrieft. Mehr als seine, allen technischen Schwierigkeiten vollkommen gewachsene Fertigkeit und Sicherheit, mehr als seine goldreine Intonation und sein ausgezeichnet schöner Ton, hat uns noch sein charakteristisch-wahrer, tief-empfundener Vortrag, der Geist, das poetische Gemüth angesprochen, das er in seinen Productionen offenbaret und das gerade in seinem jugendlichen Alter doppelt überrascht. Es ist ihm jedenfalls, namentlich da er sich trotz aller ihm gewordenen Anerkennung die Bescheidenheit noch vollkommen bewahrt zu haben scheint, eine bedeutende Laufbahn zu prophezeien. Auch unser Publicum spendete ihm reichen Beifall; aber als eine arge Taktlosigkeit müssen wir es rügen, dass man ihn, gleich einem anerkannten Künstler, be seinem ersten Auftreten, ohne ihn noch gehört zu haben, mit Applaus empfangen wollte, während man dies, als er zum zweiten Male auftrat, unterliess. Unsere Claqueurs im Theater wie im Concert sind doch ein unverbesserliches Völkchen! Wenn sie sich auch alle Wochen einmal etwas Weniges blamieren — nun, was schadet denn das? Sie bleiben doch die Tonangeber.

                                                                                        Wise.