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Letter for sale from Antiquariat Richard Husslein (Planegg, Germany), Bookseller Inventory # 10187, accessed December 15, 2015. Price: USD 1,705.94. Mentions the reception of Joachim’s works at court [in Weimar, or in Hanover?]. This transcription is taken from the bookseller’s description on ABE Books. I have not seen it, and cannot vouch for the accuracy of the description. Best pictures available. — RWE


4°. 2 ¾ S. a. Doppelblatt. – Mit einer Nachschrift (Weimar, 18. II. 1854. 1 ¼ S.) des Philologen, Archäologen und Bibliothekars Gustav Adolf Schöll (1805-1882) zum Brief von Cornelius. Cornelius schreibt an B e t t i n a  von A r n i m in Berlin, die sich um eine Aufführung seines “Domine salvum fac regem” im Rahmen der Hofkonzerte bemühte und um Kopien der Orchesterstimmen gebeten hatte:


Peter Cornelius to Bettina von Arnim

Weimar, 7 II 1854

Gnädigste Frau !

Herzlichen Dank für Ihre Güte und für die vielen Bemühungen, denen Sie sich mir zu Liebe unterziehen. Ich bemühe mich Ihnen anzuzeigen, daß ich die Abschriften nicht besorgen kann ohne im Besitz der Partitur zu sein, welche sich noch in Ihren Händen befindet. Denn mit Ihren letzten Schreiben an Hofrath Schöll ist nur die Partitur des kleinen Domine [unterstrichen] eingetroffen. //

Solche Abschriften von Orchesterstimmen müssen übrigens von einem geübten Abschreiber besorgt werden, und ich würde sie nothwendiger Weise in die Hände eines solchen hier übergeben müssen. Es wird dies nur eine Affaire von 15-20 Thaler sein und es wäre in Bezug auf den Stand meiner Kasse besser gewesen sein, wenn der Graf Redern [Generalintendant der Königlichen Schauspiele in Berlin] vielleicht es hätte dahin protegiren (sic!) können, daß die Abschrift auf königliche Kosten stattgefunden hätte, falls [“dieser” gestrichen] der König nach einer Einsicht in die Partitur, oder einem Gutachten über dieselbe eine Aufführung angeordnet hätte. //

Sobald aber die Partitur hier ist, soll es am Nöthigen nicht fehlen und ich werde für eine so wichtige Angelegenheit alsbald die Gelder zusammen kriegen. Verzeihen Sie mir also, hochverehrte Freundin, die neue Mühe die ich Ihnen verursache, und sein Sie überzeugt, daß ich, sobald die Partitur eintreffen wird keinen Augenblick verstreichen lassen werde von der so kostbaren Zeit. – Daß Sie B a r g i e l [Woldemar Bargiel, Komponist und Musikpädagoge (1828-1897)] die Revision anvertraut haben und er sie übernommen hat, ist von Ihnen beiden gleich liebenswürdig, Ihnen insbesondere werde ich dafür ein DominE [das große “E” soll wohl das große Domine (Orchesterfassung) bedeuten, im Gegensatz zum ober erwähnten “kleinen” nur für Chor] komponieren, welches sich gewaschen hat. //

 J o a c h i m’s Lieder oder Violinkompositionen haben allerdings bei Hofe wenig Anklang gefunden, wenn man bei den Leuten herumhorcht, wenn es Sie aber intressiert, mein Urtheil darüber zu hören, so kann ich Ihnen nur sagen, daß sie meinen ungetheilten Beifall haben. Das Abendläuten und Lindenrauschen ist ganz herrlich, ich war entzückt es von ihm und L i s z t spielen zu hören. Die sogenannte Lausche [?] ist recht schauerlich [hier positiv gemeint], sagt mir aber weniger zu. J o a c h i m wird nur Edles und Schönes zu Tage fördern. //

 Ich habe diese wenigen Zeilen bei Schöll`s geschrieben, wo ich den Abend zubrachte und will auch der Hofrath die Güte haben Ihnen dieselben zuzusenden. //

– Er schließt mit Grüßen an die Töchter von Bettina und Achim von Arnim (1781-1831): Armgart (1820-1880) und Gisela von Arnim (1827-1889), welche 1849 in Weimar als Verlobte des Germanisten und Kunsthistoriker Herman Grimm den oben erwähnten Joseph Joachim kennengelernt hatte. Daraus entstand eine unglückliche für alle drei Beteiligten schmerzhafte Liebesbeziehung, die erst durch die Heirat Gisela von Arnims mit Grimm (1859) ein Ende fand.

– Mit einer NACHSCHRIFT (Weimar, 18. II. 1854. 1 ¼ S.) des Philologen und Archäologen Gustav Adolf Schöll auf dem selben Brief: Schöll entschuldigt sich für Verzögerung und versichert, dass er beitragen wollte, \”die Edition zu vereinfachen\” . Weiterhin spricht die Honorarfrage an: \”Schön wäre es, wenn Sie es wirklich erreichten, nicht wars\’ (?) daß das domine in einem Hofconcert aufgeführt, sondern auch in irgend einer königlichen Weise honoriert würde. Ich möchts\’ fast hoffen, da ja im Kurcölnischen nichts höher im Preise (?) steht als der Fleiß im Credo, … (?) Psalmen und Litaneien sprechen. […] Leben Sie wohl edle Beschützerin aller gedrückten Kirchen und frommen Haiden, / verehrt von dem Weimarischen Hofrath Schöll\”


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