Der Humorist, vol. 7, no. 87 (Wednesday, 3 May, 1843), p. 354.
Translation © Robert W. Eshbach 2014
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Fourth Society Concert, Sunday 30 April in the
Imperial and Royal Large Ball Room
“The young violin virtuoso Joachim provoked a true sensation with an Adagio and Rondo from Vieuxtemps’s newest concerto. Rarely has the voice of the public been so fully in accord with that of the critics as concerning the talent of this still virtually child-like boy; rarely have the most daring prospects become manifest as they have with him. Little Joachim has many very worthy fellow mignon-virtuosi here, both smaller and larger, but none possesses a power of interpretation so steeped in mind and spirit, with such irreproachable clarity and subtlety and nuance, with such boldness and resoluteness of bowing — in short, with so much technical correctness; none advances toward such a bright future, as he. His well-grounded and solid playing was interrupted by the liveliest applause, and at the end he was recalled three times with stormy acclaim.”
Viertes Gesellschafts-Concert, Sonntag den 30 April im K. K. großen Redouten=Saale
Dasselbe wurde mit Preyer‘s oft und warmgewürdigte “Symphonie” einem tüchtig instrumentierten Werke, eröffnet, diesem folgte ein “Vokal-Chor” von Fred. Schubert, eine interessante Komposition, welche gleich der erstern beifällig aufgenommen wurde. Dlle. Reiter sang hierauf eine Bravour-Arie von Mercadante mit ziemlicher Fertigkeit und freundlichem Beifall. Wahrhafte Sensation erregte wieder der junge Violine-Virtuose Joachim durch ein “Adagio” und “Rondo” des neuesten Concertes von Vieuxtemps. Selten noch war die Stimme des Publikums so einstimmig mit der Kritik, als über das außerordentliche Talent dieses fast noch kindlichen Knaben, selten noch haben sich die kühnsten Erwartungen auf solch’ erfreuliche Weise manifestiert, als es bei ihm der Fall ist. Der kleine Joachim hat hier noch viele kleinere und größere, sehr schätzenswerte mitstreitende Mignon-Virtuosen, aber Keiner besitzt bei so viel tadelloser Deutlichkeit und Feinheit und Nuancierung, bei so viel Kühnheit und Entschiedenheit der Bogenführung, kurz, bei so viel technischer Korrektheit einen solch’ geist- und gemüthsdurchdrungenen Vortrag, Keiner geht einer solch’ glänzenden Zukunft entgegen, wie er. Der lebhafteste Beifall unterbrach auch heute sein sinniges und gediegenes Spiel, und am Schlüsse wurde er drei Mal stürmisch gerufen. Der hierauf folgende Vokal-Chor, von dem rühmlichste bekannten Neukomm, schien nicht sonderlich goutiert zu werden. Die Ouvertüre aus Abbé Vogler‘s “Samori,” welche wohl etwas aus der Zeit und dem Geschmack des Publikums, schloß das Concert.
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