Weimarische Zeitung, no. 85 (October 23, 1850), p. 828.


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(Eingesendet.) Weimar. Das am 19. d. M. unter Franz Liszt’s belebender Leitung gegebene Konzert zum Vorteile der Hofkapellmitglieder ist zum allergrößten Theile dem Gehalt der Gaben und unbedingt der Ausführung nach den bedeutendsten Erscheinungen auf dem Felde der musikalischen Kunst beizugesellen. Vornehmlich waren es die Leistungen zweier Virtuosen, der Herrn Joachim und Coßmann, die dem Abende ein ungewöhnliches Interesse verliehen. In dem klassischen Violinkonzert von Beethoven, einem Probirstein des ächten Künstlers, und in einer trefflich gearbeiteten Phantasie eigener Komposition über ungarische Motive entfaltete der Erstere die ganze Kraft, Tiefe, Innigkeit und Frische, eines so seelenvollen, klaren, reinen, gediegenen und glänzenden Vortrags, in einem Solo brillant für Violoncello von  Servais zeigte der Letztere eine solche Feinheit, Zartheit und eine so ausdrucksvolle hohe Fertigkeit, daß beide, den Ruf als Künstler ersten Ranges in vollster Maße rechtfertigend, zu begeistertem Beifall hinrissen. Joachim und Coßmann gehören — Dank dem verehrten Meister Liszt und dem von neuem bewährten Kunstsinn unsers erhabenen Fürstenhauses — nunmehr der weimarischen Hofkapelle als Mitglieder, als Zierden an. Es ist dies ein wahrer, ein großer Gewinn! — Außerdem hörten wir eine fremde Konzertsängern, Fräulein Graumann aus Frankfurt a. M., welche in einem Duett von Rossini mit dem wahrhaft künstlerisch gebildeten Hrn. v. Milde und in der berühmten Arie aus Glucks Orpheus und Euridice durch eine kräftige volle gut geschulte Altstimme erfreuete, während dem Vortrage des charakterreichen, originellen Tongebildes von Liszt: “die Macht der Musik” Fräulein Agthe den Ausdruck warmer, tiefer Empfindung zu verleihen wußte. Den übrigen Theil des Konzertes bildeten die Ouvertüren zu der Oper Genoveva von R. Schumann, ein wenn auch weniger durch vollkommen abgerundete Gestaltung, als durch sinnige Gedanken und tüchtige Instrumentirung hervortretendes Werk, und die Ouvertüre zur Oper Firabras [sic] von Franz Schubert.

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