Neue Berliner Musikzeitung, Vol. 19, No. 49 (December 6, 1865) p. 392


jj-initials1

hp_scanDS_61029820352

The Berlin Sing-Akademie

Den Glanz- und Höhepunkt auch der vorigen Woche bildet in den Concertleistungen unstreitig wieder die Soirée, welche Joseph Joachim im Verein mit Frau Clara Schumann veranstaltete, und die leider als “letzte” bezeichnet war. Frau Schumann erwies sich namentlich wieder als die vortrefflichste Interpretin der Werke ihres grossen Gatten; wir glauben nicht das “Warum”, “das Nachtstück” und die “Novelette”, welche die verehrte Frau an jenem Abend spielte, weihe- und poesievoller vorzutragen sind. Ausserdem erfreute sie das zahlreiche Auditorium noch durch den Vortrag von Mendelssohn’s “Variations sèrieuses” und im Verein mit Joachim durch Mozart’s A-Dur- und Beethoven’s Kreutzer-Sonate. Dass Joachim der grösste jetzt lebende Geiger ist, bestreitet wohl Niemand, aber immer staunt man wieder auf’s Neue über die wahrhaft allseitige Vollendung, in welcher bei ihm die Virtuosität zur Erscheinung kommt. Das Höchste seiner Leistungen giebt er immer, wenn er “Bach” spielt. Hier bringt er nicht nur seine immense Technik, sondern auch die geniale Weise seiner Auffassung zur Geltung, und so erregte er auch wieder mit dem Praeludium, Loure, Gigue und Menuett von Bach einen Beifallssturm, wie er in der Singacadamie bisher wohl kaum gehört worden sein dürfte. Möge der geniale Künstler uns von jetzt an häufiger die Freude eines Besuches bereiten.

d. R


The highlight and pinnacle of last week’s concerts undoubtedly was the soirée organized by Joseph Joachim in collaboration with Frau Clara Schumann, which unfortunately was labeled as the “final” one. Frau Schumann once again proved herself to be the most excellent interpreter of her great husband’s works; we do not believe that “Warum,” “das Nachtstück,” and the “Novelette,” which the esteemed lady performed that evening, could be rendered with more devotion and poetry. Furthermore, she delighted the numerous audience with her rendition of Mendelssohn’s “Variations sérieuses” and, together with Joachim, Mozart’s A major Sonata and Beethoven’s Kreutzer Sonata. There is no doubt that Joachim is the greatest living violinist, but one is always amazed anew by the truly all-encompassing perfection with which his virtuosity manifests. He reaches the pinnacle of his performance when he plays “Bach.” Here, he not only showcases his immense technique but also demonstrates his ingenious interpretation, and once again, he stirred up a storm of applause with Bach’s Prelude, Loure, Gigue, and Minuet, a reception that has rarely been heard in the Singacademie. May this genius artist bring us the joy of his visits more frequently from now on.


Screen Shot 2014-09-03 at 10.02.48 PM

Screen Shot 2014-09-03 at 10.03.02 PM